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Philosophie

Rhetorik: unsere Philosophie

Als echter Freigeist wollte sich der Gründer der Deutschen Rednerschule, Peter H. Ditko, nie politisch binden – das war seine ganz eigene Philosophie. Hingegen war er überzeugt, dass Rhetorik ohne Wenn und Aber zur Politik gehört, es ohne rhetorischen Wettbewerb zur Verkümmerung der Demokratie kommt.

Doch ohne rhetorischen Wettbewerb verkümmert nicht nur die Demokratie. Als moderner Anbieter von Rhetorikseminaren für die Wirtschaft behaupten wir: Ohne rhetorische Bildung verkümmern Unternehmenskulturen. Weil ohne Rhetorik keine Kommunikation, keine Lebendigkeit – letztlich kaum Produktentwicklung, lediglich sinnentleerte Werbung und Stand-by-Vertrieb zustande kommen. Demgegenüber kann sich derjenige, der sich seiner Sprache, ihrer Herausforderungen und Komplexität bewusst ist, Verständnis für Alternativen aufbringen. Gelassen auf (sprachliche) Fehler anderer reagieren. Eigene Ideen formulieren und selbstbewusst vortragen. Offen Fremdem, neuen Wegen und liberalem Denken gegenüberstehen. Sie sind Personalverantwortlicher? Interessiert an unseren Seminaren? Dann können Sie sich nachfolgend über die theoretische Fundierung unserer Seminare informieren. Und nachvollziehen, welchen Lehransätzen wir kritisch gegenüberstehen.

Unsere Rhetorik-Seminare – NLP- und esoterikfrei

Wir bieten Seminare – ohne die in Fortbildungen häufig angewendeten Lehren des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) und des Positiven Denkens.

Der Begriff NLP impliziert, es gäbe eine allgemein gültige Definition von Kommunikationserfolg. Und somit ein Programm, mit dessen Hilfe dieser sichergestellt werden könnte. Allein diese – in der NLP-Szene gern explizit zum Ausdruck gebrachte – Behauptung widerspricht jeglicher Empirie. Demgegenüber diskutieren Kommunikations-, Medien- und Sprechwissenschaft sowie die Soziologie eine Fülle an Theorien und Modellen, die in Gänze die Komplexität und den unermesslichen Reichtum menschlicher Kommunikation spiegeln: Der Weisheit letzter Schluss ist noch lange nicht gefunden. Auch wenn NLP behauptet, den Schlüssel zu kommunikativem Erfolg gefunden zu haben, bleibt festzustellen: Fast alle NLP-Techniken basieren auf Überlegungen der Psychologie, die schon immer fachlich höchst umstritten waren, heute endgültig als überholt gelten – und nie als Teil des wissenschaftlichen Kanons angesehen wurden. Die Grundüberzeugung, bestimmte Techniken erlaubten eine gewisse Form des „Lesens“ und des gezielten Manipulierens von Gedanken, steht zudem in unerträglicher Weise im Widerspruch zu dem Wesen einer demokratischen Grundordnung; sie verhöhnt Habermaszwanglosen Zwang des besseren Arguments.

Eng verwandt mit NLP: das Positive Denken, das nichts anderes darstellt als teils esoterisch verbrämtes Ankern. Die Vorstellung demnach, man könnte beliebig und auf Knopfdruck mithilfe klassischer Konditionierung Gefühle und körperliche Leistungen archivieren. Und auf Befehl aktivieren. Oder gar den Lauf der Welt mittels Gedankenkraft für sich positiv beeinflussen. Nicht nur dass dieses mechanistische Menschen- und Weltbild reichlich naiv anmutet: Ankern und positives Denken können wissenschaftlich nicht belegt werden. Funktionierte es so reibungslos wie von NLP-Praktikern und positiven Denkern beschrieben, öffnete dies gar die Tür zu einer totalitären Welt.

Was klammern wir noch in unseren Rhetorik-Seminaren aus?

Die Konzeptionen unserer Rhetorik-Seminare sehen außerdem ab von allen psychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Aspekten, Modellen und Theorien, die im allgemeinen Kanon keine Rolle spielen, als da beispielsweise wären:

  • die Transaktionsanalyse: Als populärwissenschaftliches Zweiglein der heute als überholt geltenden Psychoanalyse stand sie schon immer in der Kritik; bis heute konnte sie empirisch nicht belegt werden.
  • Persönlichkeitsanalysen auf Grundlage des Triune-Brain-Modells: Schon kurz nach der Formulierung des Modells durch MacLean wurden starke Zweifel laut. Heute gilt das Triune-Brain als genauso überholt wie die Vorstellung von links- und rechtshemisphärischen Aufgabenteilungen im Gehirn (empfehlenswert: Literatur von Gerhard Roth). Auf solchen Grundlagen fußende Typentests und Seminarinhalte sind aus einem weiteren Grund abzulehnen: Stigmatisieren sie doch Menschen, teilen sie sie doch in Rot, Grün und Blau ein – während wir als Gesellschaft um Vielfalt, Inklusion und Chancengleichheit bemüht sein sollten.
  • die in vielen Seminaren übliche Überinterpretation der Forschungsergebnisse von Mehrabian: Der Kurzschluss, Kommunikationserfolg würde zu 7 Prozent vom Inhalt determiniert, zu 38 Prozent von der Wirkung der Stimme und zu 55 Prozent von der Körpersprache, wurde von Mehrabian selbst wiederholt kritisiert. Dennoch wird die 7-38-55-Regel in den meisten Kommunikationsseminaren nach wie vor penetriert. Für uns ist und bleibt die Regel ein moderner Mythos (wissenschaftlich dargelegt u.a. von Christa M. Heilmann in „Wirtschaftsrhetorik“ (herausgegeben von Hartwig Eckert), 2013, Ernst Reinhardt Verlag, München).
  • Watzlawick und seine fünf Axiome der Kommunikation: Watzlawicks Grundwerk „Menschliche Kommunikation“ spielt in der wissenschaftlichen Diskussion ausgerechnet in seinem Herkunftsland, den USA, keine Rolle. Definitorische Ungenauigkeiten und empirisch nie untermauerte Behauptungen sind für uns Grund genug, Watzlawick sehr kritisch zu sehen.
  • auf Watzlawick aufbauende Kommunikationsmodelle, z. B. Schulz von Thuns Kommunikationsquadrat: Die Fortführung wissenschaftlicher Ungenauigkeiten eines Watzlawick sowie willkürliche Pathologisierungen kommunikativer Störungen lassen uns kritisch Abstand nehmen von dem wohl in Seminaren der Erwachsenenbildung am meisten zitierten deutschen Psychologen.

Diese Liste erscheint beliebig erweiterbar. Vor allem mithilfe diverser therapeutischer Ansätze. Grundsätzlich weisen wir in diesem Kontext darauf hin: Wir sind KEINE Psychiater. Stattdessen unterstellen wir all unseren Klienten: Vernunft und geistige Gesundheit. Alles Therapeutische und alles, was es zu therapieren gilt, gehört unseres Erachtens in einen Raum des besonderen Schutzes. Nicht in den Seminarraum. Und nicht in die Öffentlichkeit von Fortbildungsseminaren.

Wie sieht die theoretische Fundierung unserer Rhetorik-Seminare aus?

Zunächst sind uns jene Erkenntnisse lieb und teuer, die uns Aristoteles oder Quintilian einst hinterließen. Auf sie geht letztlich vieles zurück, womit sich heutzutage Medienwissenschaft, Sprechwissenschaft, Soziologie oder Marketing auseinandersetzen. Zur Fundierung unserer Rhetorik-Seminare sehen wir folgende Grundlagen als richtungsweisend an:

Als semiotisches Grundmodell befinden wir das Organon-Modell Bühlers – beziehungsweise dessen Erweiterungen durch Geissner als sinnstiftend. Sprachliche Zeichen – und somit Kommunikation – werden hier nicht willkürlich mit der menschlichen Psyche vermengt, wie bei Watzlawick oder Schulz von Thun. Somit umgehen wir von Anfang an die Gefahr, kommunikative Störungen als prinzipiell pathologisch anzusehen. Bühler hätte genau dies als Psychologe tun können. Doch setzte er sich lieber mit Phänomenen auseinander, die in die moderne Gestaltpsychologie eingingen. Zudem war ihm Kant näher als jenes naive Reiz-Reaktionsdenken, das zu seiner Zeit bestimmend war.

Konstruktivistische Erkenntnisse von zum Beispiel Foerster oder Luhmann erscheinen uns ebenfalls wichtig. Haben diese beiden Persönlichkeiten doch auf unterschiedliche Weise gezeigt, wie individuell, wie komplex menschliches Denken und Sprechen ist, wie sehr lineares Ursache-Wirkungsdenken angreifbar ist, geht es darum, menschliche Kommunikation oder Gesellschaft erklären zu wollen. War es Foerster, der mithilfe mathematischer Überlegungen offenlegte, dass der Mensch alles andere als eine triviale, auf Knopfdruck steuerbare Maschine ist – so war es Luhmann, der eindrücklich das Irrationale im Rationalen sozialer Prozesse beschrieb. Dennoch: Dem radikal systemischen Denken – wie es auch dem späteren Luhmann zu eigen war – können wir nicht folgen. In seinem Sinne Kommunikation als von der Psyche getrennt zu akzeptieren, bedeutete unseres Erachtens Wissenschaft und sinnvolles Handeln in Gänze infrage zu stellen.

Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns spielt als Fundierung unserer Seminare ebenfalls eine Rolle. Sieht er doch – so wie wir – Kommunikation als eine Quelle der Vernunft an. Trotzallem stehen wir, geht es um die Bewertung von Erkenntnissen und um die Sicht auf Wissenschaft an sich, auf der Seite von Popper: Falszifizierung und Wettbewerb stehen uns näher als der erhobene Zeigefinger einer vernunftorientierten Elite.

Sprechwissenschaftliche und rhetorische Grundlagen beziehen wir hauptsächlich aus den Werken von Geissner, Gutenberg und Autoren, die sich den beiden erstgenannten verbunden fühlen. Rhetorik heißt – unabhängig von konkreten Definitionen – für diese Denkrichtung grundsätzlich, dass es nicht die allererste Aufgabe von Rhetorikseminaren ist, flüssigeres, besseres, schöneres, schlaueres oder wirkungsvolleres Reden zu lehren. Sondern begreiflich zu machen, dass rhetorische Kommunikation als soziales Handeln verstanden werden sollte – im Rahmen eines demokratischen Gemeinwesens. Bei der Bewertung, was verzerrte Kommunikation darstellt (tendenziell monologisch, asymmetrisch und dirigistisch), sympathisieren wir jedoch mit Gutenberg, der uns in diesem Kontext als der liberalere Geist im Vergleich zu Geissner erscheint: Der moralische Zeigefinger wird uns auch von Geissner – ähnlich wie von Habermas – zu hoch gehalten.

Soziologisch stehen wir auf der Seite von Rational-Choice- bzw. erwartungstheoretischen Ansätzen und glauben an die (begrenzte) Rationalität des Menschen – auch wenn er gerne emotional und irrational handelt. Soziologische Begriffe wie Werte, Normen, Rollen erklären wir gerne mithilfe von Esser, der unserer Meinung nach eine gesunde Distanz zu systemischen Ansätzen der Soziologie wahrt. Ressourcen und Restriktionen und wie sie von Menschen und Gruppen bewertet werden, sind sein zentrales Thema, das wir gern auch in unseren Seminaren aufnehmen, um Phänomene der (Massen-) Kommunikation zu erklären. Wir beziehen uns hier grundsätzlich lieber auf Vertreter verschiedener Handlungstheorien – wie Balog, Coleman oder Ajzen – als auf Vertreter des systemischen Denkens .

Im Bereich (kommunikations-) psychologischer Erkenntnisse bewegen wir uns ausschließlich auf Basis von Theorien, die ernsthaft diskutiert und gewürdigt werden. Hierzu zählen unter anderen Gestaltgesetze (zurückgehend auf Wertheimer, Köhler und Koffka), das Modell der dreidimensionalen Einstellung (zurückgehend auf Hovland) oder Theorien mit hoher Evidenz zum Thema Sympathie (z.B. Balance-Theorie nach Heider oder Theorie sozialen Austauschs nach Kelly). Maßgeblich sind für uns Standardwerke von zum Beispiel Maletzke, von Rosenstiel, Zimbardo oder Krech.

Fundierung unserer Rhetorik-Seminare – ein Fazit

Uns ist die Objektivität klassischer Wissenschaft wichtig. Ekstatische Motivierung, Küchenpsychologie und Penetration evidenzloser Ratgeberliteratur-Modelle überlassen wir gern anderen. Keiner unserer Klienten muss über heiße Kohlen rennen. Dafür heizen Ihnen unsere Trainer mit vielen praxisorientierten Übungen ein. Und mit solidem Handwerk der unterschiedlichen Disziplinen der Kommunikationswissenschaften.

Im Sinne alltagstauglicher Hilfe unterstützen wir Vertreter der Wirtschaft, Politik und Kultur darin, die wertvollste gesellschaftliche Errungenschaft überhaupt mit Leben zu erfüllen: das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Grundrecht blüht unserer Meinung in der lebendigen Debatte, in der Diskussion, während des demokratischen Ringens um Kompromisse auf. „Betreutes Vorlesen“, einlullende Phrasen, unbedingte Erfolgsorientierung und Manipulation, all das ist unsere Sache nicht. Unser Ideal besteht in der frei gehaltenen Rede, in klaren Botschaften und einem fairen, argumentativen Austausch.

Unsere Philosophie: Nicht Faktenhuberei und Phrasen haben die Welt verändert. Wohl aber „Liberté, Égalité, Fraternité“, „I have a dream“ und „Ich bin ein Berliner.“

 


Die Deutsche Rednerschule richtet ihr Handeln an den Leitsätzen ehrbarer Kaufleute des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller aus. Die Leitsätze finden Sie hier:

 

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